Life after Life
Kate Atkinson (2014)
(auf Deutsch Die Unvollendete, übersetzt von Anette Gruber)
Eine Frau lebt ihr Leben immer wieder neu, aber unterschiedlich lang. Mitunter weiß sie, dass sie an manchen Stellen Weichen stellen kann und sollte, und tut das dann auch. So schreibt sie nicht nur ihre eigene Biographie, sondern auch die ihrer Umwelt immer wieder neu. Sie wird nämlich stets am gleichen Tag zu Beginn des 20. Jahrhunderts geboren. Jede Geschichte endet mit ihrem Tod und beginnt wieder von vorn, aus einer anderen Perspektive.
Die Frage „was wäre geschehen, wenn“ wird immer wieder neu durchgespielt und geht sogar so weit, die Geschichte des ganzen Jahrhunderts umzudenken, wenn nur geschehen wäre, was die Protagonistin durchlebt hat. Ein ganz spannendes Gedankenexperiment, das auch noch toll geschrieben ist.
Serotonin (2019)
Michel Houllebecq (deutsche Übersetzung von Stephan Kleiner)
Der Roman wurde in fast allen deutschen Tageszeitungen hoch gelobt. Die ersten 150 Seiten sind ein Schauspiel an Frauenfeindlichkeit, die ihresgleichen sucht. Jede Frau wird auf ihre Fähigkeit, den Ich-Erzähler zu befriedigen, reduziert. Doch dann schwenkt die Geschichte, wird zu einer zarten, wenn auch distanziert und etwas wehmütig geschilderten Liebesgeschichte, die aufgrund der Untreue des Erzählers endet. Gleichzeitig beschreibt er die Misere in der französischen Landwirtschaft aufgrund von EU-Regelungen. Der einzige Freund geht daran zugrunde.
Am Ende hat mich dieser anfangs so kalte Roman doch bewegt und überhaupt nicht kalt gelassen. Auch wenn mir die Hauptfigur nicht sympathisch war, war sie stimmig und ihre Handlungen waren nachvollziehbar.
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